Der amerikanische Dirigent Paul Whiteman hatte die Idee, eine neue Art von Musik zu präsentieren, in der Jazz mit Elementen klassischer Symphoniemusik kombiniert werden sollte. Die Intuition sagte ihm, dass dieser Versuch ein großer Erfolg werden würde. Whiteman wandte sich an den Komponisten George Gershwin mit dem Vorschlag, ein Jazzstück mit symphonischer Stilistik für sein Orchester zu schreiben. Zu dieser Zeit glaubte man, dass Jazzmelodien ein einheitliches, auf Tanzrhythmen basiertes Tempo haben sollten. Gershwin beschloss, diese falsche Meinung zu widerlegen.
Am Tag der Premiere, dem 12. Februar 1924, versammelte sich in der New Yorker Aeolian Hall ein buntes Publikum, darunter Weltstars und Jazz-Koryphäen. Whiteman stand am Dirigentenpult und Gershwin saß am Klavier. Als Rhapsody in Blue ertönte, war das Publikum von der neuartigen Musik verblüfft. Gershwin spielte mit Inspiration und improvisierte unnachahmlich. Auch das Spiel der Musiker änderte sich, als sie und die Zuhörer vom Fluss der erhabenen Emotionen erfasst wurden. Beim Dirigieren bemerkte Whiteman nicht die Freudentränen, die ihm über die Wangen kullerten. Als die letzten Töne verstummten, brach das Publikum in tosenden Applaus aus.
Zuvor schrieben Jazzkomponisten nur leichte Songs und Tanzmelodien und trauten sich nicht, die ausgetretenen sicheren Pfade zu verlassen. George Gershwin vollbrachte ein Wunder und eröffnete den Musikliebhabern durch die Magie seines Talents neue Weiten und Dimensionen des Jazz-Universums.